Hier ein paar Eindrücke von einer Spurlautprüfung
Wo ist der Hase?
nach der Hatz
Auch wenn der Beagle heute neben anderen Rassen als einer der Familienhunde schlechthin (ist er das wirklich?) gilt und nur von einigen Enthusiasten der Rasse als Jagdhund geführt wird (da scheint er aber auch beliebter zu werden), stecken die Anlagen seiner Ahnen noch immer tief in jedem Beagle. Bei dem einen mehr als bei dem anderen. Den Beagle mit sehr wenig oder gar fehlendem Jagdtrieb gibt es überaus selten. Eine Zuchtverwendung solcher Hunde würde ich persönlich schon kritisch sehen, denn es ist Aufgabe eines Züchters von Rassehunden in Anlehnung an den Standard, die von ihm gezüchtete Rasse in ihren Eigenschaften zu erhalten und zu fördern. Das betrifft nicht nur das Aussehen, sondern auch in besonderem Maße die Wesenscharakteristik einer Rasse. Der Versuch, Beagles ohne Jagdtrieb zu züchten, ist für mich gleichbedeutend, als wenn man durch gezielte Selektion anfangen würde, die an Beagles so geschätzten Eigenschaften wie Liebenswürdigkeit oder soziale Verträglichkeit wegzuzüchten. Den typischen Beagle gibt es nur in Kombination der genannten Eigenschaften.
Wir selbst sind keine Jäger und unsere Hunde werden daher auch nicht jagdlich geführt. Trotzdem bemühen wir uns ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Was die Zucht angeht, so ist uns eine bestandene Spurlautprüfung, bei der der Beagle seine jagdlichen Anlagen zeigt, sehr wichtig. Sie ist auch Vorraussetzung, um den Beagle auf weiteren Jagdprüfungen zu führen. Ob ein Beagle spurlaut ist oder nicht, ist Veranlagung. Er muss ihm nicht beigebracht werden, es findet keine Ausbildung im eigentlichen Sinne statt (im Gegensatz zur Schweißarbeit). In vielen Fällen muss aber mehrmals geübt werden, bis der Hund richtigen Willen und Sicherheit entwickelt. Im Rahmen einer Spurlautprüfung wird auch die Schussfestigkeit der Hunde überprüft. Für mich ist es immer wieder ein schönes Erlebniss, einen Beagle bei der Spurarbeit zuzusehen.

Ich mache diese ganzen Ausführungen, um den Interessenten, die den Jagdtrieb als DIE NEGATIVE Eigenschaft des Beagle sehen, zu verdeutlichen, dass der Beagle nunmal so ist. Wer das nicht akzeptieren und damit leben kann, wird mit einem Beagle nicht glücklich werden und sollte sich nach einer anderen Rasse umsehen.

Die folgenden Worte zum Thema "Jagdhund Beagle" stammen von Jochen Eberhardt. Ich habe den Artikel in einem älteren Beagle Brief (Vereinszeitung) aufgestöbert und meine er trifft den Nagel auf den Kopf.

" Im BB 1/78, nun zwanzig Jahre her, habe ich, unernst wie so oft, eine interessante These aus Eduard Zborzills Werk "Die Dressur des Hundes mit Rücksicht auf die verschiedenen Racen, wie Pudel, Jagdhund, Pinsch, Bulldogge, Wachtel etc." (1865) in meiner Hundebibliothek veröffentlicht. Nämlich, wieso Beagles, einmal auf eine Hasenspur gelangt, aus rein physikalischen und anatomischen Gründen nicht mehr das verzweifelte Rufen ihrer Besitzer hören können. Vielleicht macht die Beaglebrief-Redaktion mal für die , die zwanzig Jahre jünger sind als ich, einen Reprint.
Auch nach Jahren der verfemten ´Schönheitszucht` sind Beagles noch immer im Besitze ihrer Urinstinkte. Sie jagen noch immer. So hat mich vor Monaten ein höchst prominentes Mitglied der Landesgruppe Bayern angerufen und danach gefragt, ob ein jagender Beagle von seinem Tun abgebracht werden könne. Und wenn, wie?
Ich habe nachgedacht. Dabei wurde mir bewußt, daß dieses Thema in meinen Beaglebüchern eigentlich viel zu lakonisch abgehandelt ist, aber für Beaglebesitzer ein großes Problem darstellt. Also werde ich in künftige Neuauflagen eine verständlichere Aufklärung einarbeiten müssen, die etwa der folgenden Auskunft, die ich am Telefon gab, entspricht und Beagleinteressenten deutlicher aufklärt:
Beagles verfallen beim Annehmen und beim Sich-Festbeißen an einer Wildspur in einen rauschhaften Zustand. Wenn sie sich in diesem Zustand befinden, ist die Wirklichkeit für sie weit weg und unwichtig, ja unwirklich. Die Wildspur und die Geruchswelt drängt sich ebenso stark in den Wahrnehmungsvordergrund wie beispielsweise Ihr Schmerz, wenn Sie sich beim Basteln mit dem Hammer auf den Daumen gehauen haben. In diesem Moment ist Ihnen die Kulturseite ihrer Zeitung auch herzlich wurscht. Als klare Kundgebung, welche Erfüllung seiner Meutehundinstinkte der Beagle in der Geruchswelt findet und als Mitteilung seiner Erregtheit gibt er Spurlaut. Und, wenn Sie die Lautäußerungen der Hunde kennen, wissen Sie, dass der Spurlaut Mitteilung innigsten Glücks und größter Gefühlsbewegheit ist. So bedarf es verständlicherweise, um den Beagle aus dieser Wahrnehmungswelt in die Wirklichkeit des Besitzers zurückzuholen, starker Reize. Stärker als die der Geruchswelt. Wie stark?
Ich habe oft auf einen auf der Spur in Reichweite vorbeirennenden Beagle eingeschrieen und dann mangels Reaktion ihm über Jahre wohleintrainierte Pfeifsignale hinterhergeschickt, die er hätte hören können. Wenn er ´da` gewesen wäre. Später, weiser geworden, habe ich mich auf den Beagle zu werfen versucht, um ihn zu fassen, bin aber immer wenige Zentimeter neben ihm gelandet. Vergebens.
Nun, um beim vorigen Beispiel zu bleiben, man könnte ihm einen Schmerzreiz zufügen, der stärker ist als seine Bindung in der Geruchswelt. Nun nicht gerade mit dem Hammer auf die Pfoten hauen, aber zum Beispiel per Funk einen Schmerzimpuls vermitteln. ´Teletakt`, ein Unwort der Hundeerziehung. Das aber ist nicht nur zutiefst inhuman, sondern auch durch die jüngste die Tierschutzgesetzgebung endlich verboten. Was nicht heißt, dass barbarische Tierausbilder diese Geräte nicht mehr verwenden; sie haben jede Strafanzeige verdient. Die Whipper-In der Beaglemeuten tragen nicht ohne Grund eine lange Peitsche, die sie auch weidlich nutzen. Für meinen Geschmack und meine Grundsätze für den kontinentalen Beaglebesitzer ebenso unannehmbar. Ist auch zweideutig, man könnte Ihnen besondere sexuelle Neigungen andichten. Eine andere Möglichkeit wäre schließlich ein Ruck am Stachelhalsband. Hoffentlich kommt kein Beaglebesitzer auf die perverse Idee, seinen Hund mit Stachelhalsband erziehen zu wollen. Und nur Idioten nehmen ihrem freilaufenden Hund das normale Halsband nicht ab, wenn sie einmal einen Hund gesehen haben, der sich auf der Flucht mit dem Halsband im Wald verfing und dann, nicht wiedergefunden, verdurstete und verhungerte. Also auch keine Lösung.
Bleibt also als Resümee: Mit humanen und angemessenen Mitteln kann man einen jagenden Beagle nicht von der Wildfährte abbringen. Das macht ihn für Leute, die ihren Hund in Wald und Feld frei laufen lassen wollen, ohne sich ständig voll auf seine Aktivitäten konzentrieren zu können (so, weil noch jemand, auch andere Hunde, mit von der Partie sind) nur bedingt verwendungsfähig. Und das ist nach meiner Einschätzung auch züchterisch nicht zu ändern. Nicht in den nächsten fünfzig Jahren. Aber man muss auch dies positiv sehen: es steigert die Leidensfähigkeit, Geduld, Toleranz, das Durchhaltevermögen und den Optimismus des Beaglebesitzers. Es führt dazu, dass er alle Kraftworte und Flüche da ablässt, wo er seinen Beagle zuletzt gesehen hat und nicht in der Öffentlichkeit. Es führt zu längerem Aufenthalt an der frischen Luft. Und es Beschert auch ihm einen rauchhaften freudigen Zustand. Wenn der Hund wieder da ist.
Und zum Abschluss ein Trost, den nur Leute mit Geschmack würdigen können: Jeder Beagle, auch wenn er gelegentlich nur spurlaut vorbeirennend zu sehen ist, ist dennoch immer noch ein viel schönerer Hund als viele andere Vertreter der insgesamt 360 Hunderassen. Der Beagle: ein ästhetischer Genuss für Hundehalter mit Nerven !"